Retropertinente Wissenschaften

Zur Verwendung der wissenschaftstheoretischen Begriffe sei hier auf den Artikel zur Einteilung der Wissenschaften verwiesen.

Retropertinente Wissenschaften stellen meiner Ansicht nach eine Klasse von Wissenschaften dar, die in der aktuellen Wissenschaftstheorie nicht als zusammenhängende Klasse wahrgenommen wird und auch in der Forschung nicht als zusammenhängendes Forschungsgebiet erkannt wird. Gleichzeitig werden die Wissenschaften dieser Klasse jedoch immer wichtiger und sollten insbesondere auch in Zukunft immer mehr Gewicht und Zulauf bekommen. Die Synergien bei der zusammenhängenden Betrachtung der einzelnen Teile dieser Forschungsbereiche sollten hierbei signifikant sein.

Was sind retropertinente Wissenschaften. Retropertinent (aus dem Lateinischen, von retro lat. für zurück und pertinere lat. für beeinflussen) soll die Eigenschaft beschreiben, dass das Vorhandensein von Ergebnissen dieser Wissenschaften die Entwicklung der Realität zwar korrekt beschreiben würden, das Bekanntwerden der Ergebnisse der Wissenschaften jedoch gleichzeitig die zukünftigen Entwicklungen beeinflussen, so dass die ermittelten – ursprünglich durchaus korrekten – Ergebnisse nicht mehr eintreffen.

Beispiel: Eine Voraussage über die zukünftige Entwicklung von Aktien ist prinzipiell möglich, da der Aktienkurs nur von deterministischen Faktoren beeinflusst wird. Sobald jedoch das Ergebnis der Prognose bekannt wird, werden sich die Marktteilnehmer anders verhalten, wodurch die ursprüngliche Prognose nichtmehr eintrifft.

Die Methodiken der retropertinenten Wissenschaften sind hierbei die Ergebnisse der Logik, der Psychologie und in vielen Fällen der Statistik.

Retropertinente Wissenschaften bzw. Forschungsbereiche und Beispiele dazu sind dementsprechend:

  • Gruppendynamik, Stau- und Panikforschung (sofern ein gemeldeter Stau gemeldet ist, werden 1000-e von Autos von ihren Navigationssystemen auf kleine Seitenstraßen gelotst und erzeugen dort Stau – der jedoch nicht gemeldet wird)
  • Chartanalyse bei Aktien (sofern Aktien-Anleger über Chartanalyse einen Kursverlauf prognostizieren zu können Glauben, verändern sie diesen; sofern immer mehr Anleger antizyklisch reagieren wollen, wird daraus wieder ein Zyklus etc.)
  • Bereiche der Politologie (sofern ordnungspolitische Gesetze Änderung von Verhaltensweisen erlassen werden, schaffen die neue Umstände wiederum neue Ausweichhandlungen)
  • Versicherungsmathematik (Versicherungen gegen z.B. Zahlungsausfälle beeinflussen massgeblich die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalles)
  • Spieltheorie (hier werden viele der vorangegangenen Ansätze beschrieben, jedoch zu stark aus der psychologischen Brille und nicht konkret genug in die einzelnen Anwendungsbereiche übertragen)

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